Neusser Damen brechen nach 35 Minuten dramatisch ein und verpassen eine Sensation gegen St. Tönis

Dramatischer kann ein Einbruch kaum sein. Fassungslos und fast mitleidig, rieben sich die Anhänger der 1. Damen des Neusser HV, nach der 17:34 (12:11)-Niederlage gegen die Turnerschaft St. Tönis, die Augen. Erstmals hatten sie es wohl in der ersten Halbzeit getan, als die Gastgeberinnen den Favoriten vor große Probleme stellten und völlig verdient führten. Noch bis zur 35. Minute wähnten sie sich auf der Siegerstraße, starteten blendend mit dem 14:11 (35.) in den zweiten Durchgang, um in der Folge körperlich völlig einzubrechen. Ein ungebremster 3:23-Lauf, beendete nicht nur den Traum von der Sensation, sondern besiegelte die heftige Pleite. Mit der Niederlage zum Jahresabschluss erlebten die Neusserinnen zwar einen unglücklichen Rückschlag, dürfen sich dennoch über das Überwintern auf dem 8. Rang der Tabelle freuen, ehe zum Hinrunden-Abschluss, im neuen Jahr, die Reise zum HSV Solingen-Gräfrath ansteht (Sonntag, 15. Januar 2017, 17.30 Uhr, Kannenhof Solingen).

„Natürlich bin ich wahnsinnig enttäuscht und traurig! Aber nicht von meinem Team, sondern von dem Ergebnis, das den Mädels richtig weh tut und sich ungerecht anfühlt!“ Mancher, auch objektiver Zuschauer wird sich dem anschließen wollen, denn die Neusserinnen legten eine erste Halbzeit aufs Parkett, in der sie vieles richtig und nur wenig falsch gemacht hatten. Nach dem 3:0-Blitzstart und der ständigen Führung, außer beim zwischenzeitlichen 11:11 (30.), wirkte das NHV-Team beseelt von der eigenen Spielidee und stellte die Tönisvorsterinnen zunächst vor arge Probleme. Die äußerst bewegliche und offensiv ausgerichtete Defensive sorgte für Selbstvertrauen und verunsicherte auf der anderen Seite die Gäste, die sich zudem weitere technische Fehler erlaubten und auch wenige Antworten für das Neusser Angriffsspiel hatten. Lediglich die Tönisvorster Torhüterin Verena Borrmann bewahrte ihr Team vor einem deutlicheren Rückstand, der mit 12:11 noch milde ausfiel.

„In der Pause hatten wir uns vorgenommen diese Chance auf eine Überraschung zu nutzen, indem wir weiterhin eine starke Defensive stellen, unsere Chancen geduldig erspielen und dann besser verwerten wollten“, sagte der Trainer der Neusserinnen zum Kabinengespräch. Doch nach dem erneut guten Start in die Halbzeit, in der die Führung auf 14:11 (35.) ausgebaut werden konnte, nahm das Unheil seinen Lauf und warfen die Gedankenspiele über Bord. Binnen drei Minuten glichen die Gäste zunächst aus, um wenig später erstmalig in Front zu gehen (15:16/40.). Jetzt ging es Schlag auf Schlag. Die Gastgeberinnen verzweifelten entweder an Torhüterin Verena Borrmann oder an überhasteten, unvorbereiteten Würfen, produzierten technische Fehler und fanden kaum noch den Weg zurück in die Defensive. „Wir waren stehend k.o.!“, sagte die spielende Co-Trainerin Kim Klause treffend. Nur noch zwei Treffern gelangen dem NHV bis zum Spielende, während ein Gegenstoß der Tönisvorsterinnen dem nächsten folgte. Deprimierend für Trainer und Mannschaft, die keinen Weg fanden, den Lauf zu stoppen. „Vielleicht habe ich zu hoch gepokert und hätte in der ersten Hälfte auf eine defensivere Abwehr umstellen sollen, um Kräfte zu sparen.“, sagte Trainer Christian Hentschel selbstkritisch. Für das Neusser Team hatte der Trainer dagegen fast nur wohlwollende Worte parat: „Das waren einfach zu viele Verletzte und Kranke – heute Abend und in den letzten Wochen. Hut ab vor der Energieleistung der ersten Halbzeit! Leider mussten wir dann diesem Aufwand und den intensiven letzten Wochen, auf dramatische Weise Tribut zollen. Auch wenn wir es dann noch besser spielen können, zahlt mein junges Team dafür nicht nur Lehrgeld – sie bekommen es zusätzlich mit voller Wucht um die Ohren gehauen. Wir werden aber auch wieder daraus lernen, aufstehen und uns in der Pause regenerieren und dann mit neuem Mut erneut angreifen!“

Allzu lange fällt die Pause nicht aus. Bereits am 3. Januar steigen die Neusserinnen wieder ins Training ein, um am 8. Januar mit dem Kreispokal-Final4 in heimischer Halle, die unmittelbare Vorbereitung auf den Hinrunden-Abschluss beim Tabellenletzten HSV Solingen-Gräfrath einzuläuten.

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