Monat: November 2017

Zwischen Himmel und Hölle – Herzschlagfinale rettet Neusser Damen einen Punkt gegen Überruhr

Punkt gewonnen oder Punkt verloren? Wer, wie Damen des Neusser HV, innerhalb von dreißig Sekunden, noch einen Zwei-Tore-Rückstand praktisch mit der Schlusssirene zum 23:23 (11:7)-Remis gegen die SG Überruhr dreht, der darf sich noch als Gewinner fühlen. Zumindest moralisch. Am Ende ist es aber auch eine vergebener Heimsieg, denn die Gastgeberinnen dominierten die erste Halbzeit mit ihrer sattelfesten Abwehr und schienen sicher auf die Siegerstraße einzubiegen. Doch irgendwo an dieser Biegung, in der Halbzeitpause, nahm das NHV-Team die falsche Richtung und präsentierte sich in der Folge fast apathisch. Mehr noch, sie luden die Gäste förmlich dazu ein, wieder mitzuspielen und sogar an ihnen vorbeizuziehen, weil sie im Angriff keinen Ball mehr im Gehäuse von Vanessa Seckelmann unterbrachten oder den Ball vorher verloren. Als dann die Defensive zudem bedrohlich wackelte, schien alles auf eine enttäuschende Heimniederlage hinauszulaufen. Doch dann kamen noch einmal dreißig Sekunden, die die Achterbahnfahrt der rund 100 Zuschauer noch einmal beschleunigte – mit positivem Ausgang für die Neusser Damen.  

 

„Für die Moral der Mädels ist der eine Punkt, wie er dann am Ende zustande kam, definitiv ein Plus!“, sagte Trainer Christian Hentschel nach der abwehrbetonten und am Ende dramatischen Partie. Gänzlich zufrieden werden sie im Neusser Lager aber auch nicht sein. Und das zu Recht. Zu überlegen wirkte das, was die Neusserinnen in der ersten Halbzeit aufs Parkett brachten. Ohne wirklich zu glänzen, hatten die Gastgeberinnen die SG Überruhr scheinbar sicher im Griff. Die Abwehr ließ kaum gute Tormöglichkeiten der Gäste zu und die Offensive spielte disziplinierter und unaufgeregter als zuletzt, wenn auch manchmal sichtlich das Tempo fehlte. Trotzdem wuchs die 2:1-Führung (3. Minute), bis zum 8:4 (22.) und 11:6 (29.), beständig an. Erst kurz vor dem Halbzeitpfiff verkürzten die Gäste wieder auf 11:7, blieben aber bis dahin den Anspruch schuldig, einen oder mehr Punkte mitnehmen zu können.

 

Das änderte sich schlagartig in der zweiten Halbzeit. Im gleichen Maße, wie die Hausdamen abbauten und immer hektischer oder wahlweise apathisch agierten, witterten die Gäste Morgenluft. „Überruhr war mental eigentlich schon weg vom Fenster. Wir haben sie aber mit Nachdruck eingeladen wieder teilzunehmen und mitzuspielen“, ärgerte sich Hentschel. Weil auch die Defensive plötzlich schwächelte, kamen die Gäste nicht nur wieder bedrohlich nahe, sie übernahmen nach 47 Minuten (16:17) auch erstmalig wieder die Führung nach dem 0:1. Mehr noch – die SG erhöhte bis zum 16:19 (49.). Jetzt waren es die Gastgeberinnen die mental angeschlagen waren, auch wenn sie immer wieder bis auf einen Treffer herankamen. Spätestens mit dem 21:23 durch Amelie Polutta, zwei Minuten vor dem Ende und „erst Recht nach den beiden vergebenen Großchancen, war die Messe eigentlich gelesen. Die Manndeckung war das letzte Mittel“, sagte Hentschel, der dann hoffnungsvoll wie die Zuschauer auch, mit ansah, wie Luisa Teusch zum 22:23 verkürzte, 23 Sekunden vor dem Ende. Anwurf, eine Essener Spielerin vertändelt noch einmal den Ball, Madita Schut sprintet nach vorne, Lisa Klause passt und drei Sekunden vor dem Schlusspfiff netzt Schut zum Endstand ein. Während die SG-Spielerinnen enttäuscht zu Boden sinken, jubeln die Gastgeberinnen über den geretteten Punkt.  

 

„Wir wollten heute schwer schlagbar sein und haben das in der ersten Halbzeit und in den letzten beiden Minuten erreicht. Dazwischen liegt noch weitere Entwicklungsarbeit vor uns. Der Punkt und das positive Ende sind trotzdem wichtig, auch angesichts der kommenden Herausforderung in Düsseldorf und der darauf folgenden, erneuten Spielpause.“, resümierte Hentschel. Der kommende Spieltag führt die Neusserinnen zum ersten Derby dieser Saison. Bei Fortuna Düsseldorf (Sonntag, 12. November, 13 Uhr), die sich nach dem Fehlstart in Überruhr am ersten Spieltag, seitdem verlustpunktfrei, bis auf den dritten Platz heraufgespielt hat, sind die NHV-Damen wieder die krassen Außenseiter. „Wir fahren aber nicht dahin, um freundlich die Punkte zu überreichen. Wir werden kämpfen bis zum Umfallen und wollen uns weiter entwickeln!“, sagte Hentschel abschließend.

Rückbesinnung auf die eigenen Stärken – Neusser Damen streben den ersten Heimsieg der Saison an

Es knistert rund ums Neusser Hammfeld. Nach der rund zweiwöchigen Spielpause in der Regionalliga Nordrhein, scharren die 1. Damen des Neusser HV, vor ihrem nächsten Heimspiel gegen die SG Überruhr am kommenden Sonntag (5. November 2017, 16.30 Uhr), bereits mit den Hufen und wollen zum ersten Sieg in eigener Halle gelangen. Zuvor galt es aber die vier Pleiten in Serie aufzuarbeiten und neues Selbstvertrauen zu schöpfen, weshalb auch der Neusser Trainer sagt: „Normalerweise ärgern einen die Spielpausen, weil man ins Stocken geraten kann. Für uns kam dieser Break goldrichtig! Wir konnten den Reset-Knopf drücken und werden nun neu angreifen!“ Dafür arbeiteten die Neusserinnen in den vergangenen Tagen intensiv an ihrem Angriffsspiel, das als größtes Entwicklungsfeld erkannt wurde und nun die SG Überruhr vor Probleme stellen soll. „Unsere Abwehr war bereits in den vergangenen Partien zumeist gut. Wenn wir unsere Angriffe nun effizienter ausspielen und unsere Ballgewinne in einfache Tore ummünzen können, sind wir nur schwer zu schlagen. Und das ist unser Ziel für das Wochenende – wir wollen schwer zu schlagen sein!“, sagt der Neusser Trainer.

Mit dem Tabellensiebten SG Überruhr kommt die Überraschungsmannschaft des ersten Spieltages ins Neusser Hammfeld. Das Team vom bisherigen Co-Trainer Jörg Büngeler, der den Cheftrainerposten zu dieser Saison von Bernd Vatter übernommen hatte, überraschte die favorisierte Fortuna aus Düsseldorf sichtlich, mit der neu eingeführten 3:2:1-Deckung und ergatterte verdient die Punkte zum Auftakt. Danach schwankten die Leistungen der Essenerinnen aber, die neben dem weiteren Erfolg gegen den Tabellenletzten TV Walsum-Aldenrade, auch drei Niederlagen einstecken mussten. „Das Team wirkt recht homogen, auch wenn Amelie Polutta und Jule Kürten offensichtlich die Fäden im Angriff ziehen. Unverwundbar sind sie aber nicht und das haben wir im letzten Jahr nachweisen können. Das wird eine intensive Begegnung, auf die wir uns freuen!“, so Trainer Christian Hentschel zum kommenden Gegner.

Auch die Unterstützung des heimischen Publikums soll dabei helfen, dass die nächsten Punkte auf dem Konto der Gastgeberinnen landen. „Es sind kaum hundert auf der Tribüne aber für die Mädels fühlt es sich oft so an, als stünde eine ganze Fanwand hinter ihnen, die sie trägt – so laut kann es werden. Hoffentlich helfen alle auch am Wochenende mit, dass es für die SG schwer wird uns zu schlagen!“, setzt Hentschel auf den Heimbonus bei diesem Spiel. Auf verletzte Spielerinnen müssen die Neusserinnen am Sonntag voraussichtlich nicht verzichten und auch die Urlauber werden wieder mit an Bord sein, sodass einem spannenden Spiel nichts mehr im Wege stehen sollte…