Gelitten und gekämpft – Neusser Damen verlieren hoch und gewinnen doch

Manchmal verliert man und kann trotzdem mit erhobenem Kopf die Arena verlassen. Eine solche Niederlage steckten am heutigen Samstagabend die 1. Damen des Neusser HV beim 38:26 (15:13) in Wülfrath ein. Der weiterhin verlustpunktfreie Tabellenführer der Oberliga Niederrhein rieb sich wohl verwundert die Augen, als die Neusserinnen mit nur sieben Feldspielerinnen aufliefen und die Verwunderung stieg noch mehr, als diese sich über mehr als fünfzig Minuten standhaft wehrten. Erst als die Kräfte nachließen und der TBW von seinem breiten Kader an diesem Abend profitierte, setzten sich die Gastgeberinnen noch mit mehreren Toren ab. Trotzdem – die Punkte blieben zwar in der Wülfrather Fliethe, die Herzen eroberten an diesem Abend aber die kämpferischen Damen des Neusser HV.

„Ich kann mich nicht erinnern, einmal mit zwölf Toren verloren zu haben und trotzdem mit großem Stolz auf mein Team zurückzublicken und so etwas wie Zufriedenheit zu verspüren“, sagte Trainer Christian Hentschel verwundert. Nicht nur beim Blick auf den eigenen, schmalen Kader beschlichen den Coach vor dem Anwurf große Sorgen, sondern erst Recht beim kurzen Blick auf des Gegners Hälfte. Nicht nur die Anzahl, sondern vor allem die körperliche Überlegenheit der Wülfratherinnen, ließen das Kopfzerbrechen größer werden, wie man dem Druck standhalten könnte. Ob nun der Gegner die Neusserinnen doch etwas unterschätzte oder nicht, die Gäste waren von Beginn an im Spiel. Nach dem 1:2 (5. Minute) übernahmen zwar zunächst die „Wombats“ das Kommando, der NHV hielt aber mit Leidenschaft und spielerischen Akzenten dagegen. Nur die Abwehr konnte die Wucht der Gastgeberinnen nicht immer Stand halten, sodass nach dem 6:5 (10.), der TBW bis auf 17:12 (25.) enteilte. Wiederum hielten die Neusserinnen dagegen, legten „noch mehr ihr Herz in die Waagschale“ (O-Ton Hentschel) und verkürzten bis zur Pause auf 18:15.

Während der Neusser Coach zufrieden zum Kabinengespräch ging, wirkte TBW-Trainer Lars Faßbender angefressen. Mit einer offensiveren Ausrichtung seiner Defensive, versuchte er das Neusser Kombinationsspiel einzudämmen, die sich aber auch nach dem Pausentee zunächst nicht beeindrucken ließen. Bis zur 42. Minute hielt der NHV seine Farben im Spiel, als Jacky Sorg letztmalig auf vier Tore verkürzte (24:20). Kurz zuvor hatte Madita Schut einen Schlag auf den Oberschenkel bekommen, der sie zunehmend behinderte. „Leider hatten wir gerade für den Rückraum keine Wechseloption und Madita musste auf die Zähne beißen“, sagte der Trainer der Neusserinnen noch immer mitleidend. Die Folge – der TB Wülfrath zog erneut davon und stellte das Ergebnis beim 27:20 (45.), erstmals auf sieben Tore vor. Noch einmal bissen sich die Gäste ins Spiel und schafften den Abstand zu halten, ehe ab der 53. Minute (31:24) zusehends die Kräfte schwanden. Mit einem 7:2-Lauf rannten die, nun vom breiten Kader profitierenden Gastgeberinnen, dem erwarteten Sieg entgegen. „Jede einzelne Spielerin verdient nicht nur heute Abend großen Respekt! Sie haben sich mit allem, was ihnen zur Verfügung steht, gegen diese Niederlage gestemmt und dabei über weite Strecken ein gutes Spiel geliefert. Ungemein diszipliniert und vor allem mit großem Herzen! Dieses große Herz für dieses Team wünsche ich mir auch, dass es ihnen entgegen gebracht wird, wenn wir an die kommenden Partien denken, in denen dieser Abnutzungskampf von heute, eine Ausnahme bleiben muss!“, sagte der Trainer dankbar aber auch kritisch.

Am kommenden Sonntag (4. Dezember 2016, 16 Uhr, Hammfeld) erwarten die Neusserinnen den TV Borken. In diesem direkten Duell gegen den Aufsteiger, das wichtige Punkte für den Klassenerhalt bereit hält, hoffen die Gastgeberinnen nicht nur auf die zahlreiche Unterstützung der Neusser Zuschauer und Zuschauerinnen, sondern auch wieder auf die Unterstützung aus dem eigenen Nachwuchs.

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