Die Karawane zieht weiter….

(nhv) Der Neusser Handballverein e.V. – von manchen mittlerweile als „Club der Heimatvertriebenen“ benannt – hat insbesondere mit den Leistungsmannschaften, die auf den Einsatz von Haftmitteln in Training und Wettkampf nicht verzichten können, weiterhin unter dem Mangel an Hallenzeit und vor allem belastbaren Planungsdaten zu leiden.

Jüngstes Beispiel war das Spiel gegen interaktiv Ratingen, welches nur aufgrund der freundschaftlichen Beziehungen zum TV Korschenbroich und der schnellen und unbürokratischen Hilfe der Verwaltung in Korschenbroich durchgeführt werden konnte. Selbst eine Bewirtung mit dem typischen „Bier danach“ konnte aufgrund der beherzten Hilfe aus dem Ordnungsamt angeboten werden.

Sportlich war Ratingen für die geschwächten „Jungen Wilden“ sicher eine Nummer zu groß wie dann auch die NGZ titelte, allerdings war das Aufrücken des A-Jugendlichen Aaron Rothkopf ein Zeichen, dass der Kampfname „Die Jungen Wilden“ nicht zu unrecht stolz getragen wird.

Christoph Schon nach dem Spiel: „Es war schon bezeichnend, dass ein A-Jugendlicher dem Rest der Mannschaft zeigte, wie es funktionieren kann. Neben ihm möchte ich aber noch Torhüter Robin Schroif herausheben, den an der Niederlage überhaupt keine Schuld trifft. Allerdings nimmt die Trainigssituation die Mannschaft arg mit. So ist es nicht möglich, wettbewerbsfähig zu sein.“

Enttäuschend aus unserer Sicht ist die Reaktion Ratingens, nach der Ausrichtung des Heimspiels in Korschenbroich eine weitere sportliche Hilfe mit der Überlassung von Trainingszeiten ab sofort einzustellen. Im Vorfeld wurde uns massiver Widerstand gegen eine Ansetzung des Heimspiels im Waldstadion signalisiert und unverhohlen bereits damit gedroht, dass im Falle der Durchführung die weitere Nutzung der Haftmittelzeit in Ratingen untersagt wird. Diese Entwicklung bedauern wir zutiefst, können aber unsere Unabhängigkeit und die Heimat im Rhein-Kreis nicht opfern um einer Ressource Willen. Hier haben wir aus der Vergangenheit gelernt.

Der Einzug in die Hammfeldhalle wurde uns für Anfang bis Mitte Februar zunächst in Aussicht gestellt – allerdings wie so oft sind Details ausschlaggebend, die im Nachgang ein Abrücken von Plänen erfordern. So konnte der Mietvertrag für die neue Heimat des Impfzentrums erst zum 01. März unterschrieben werden und ein Einzug in das Hammfeld wird für Mitte März seitens der Verwaltung als realistisch eingestuft.

Die Relativität des Zeitempfindens wird an dieser Stelle deutlich. Für die Verwaltung mögen diese Verschiebungen und weit gefassten Terminplanungen alltäglich oder gewohnt sein – für uns brennt seit geraumer Zeit der Baum und jeder Tag zählt. Wie Schon es bereits auf den Punkt gebracht hat… „So ist es nicht möglich wettbewerbsfähig zu sein“

Daher ist es mehr als erwähnenswert und ein Beispiel für Sportsgeist und Überzeugung und Glaube an sportlich faire Werte, dass die „Jungen Wilden“ sich tapfer gegen alle Widerstände in der Regionalliga behaupten und immer wieder unsere treuen Fans als Karawane mit umherziehen.

Doch selbst nach Rückkehr ins Hammfeld kann nur ein kurzer Moment verschnauft werden. Denn die lange geplanten Umbau- und Sanierungsmaßnahmen sollen im Juni 2022 starten. Erste Ankündigungen gingen von 6 Monaten Bauzeit für eine neue Hallenbeleuchtung, eine neue Bodenkonstruktion (mit Berücksichtigung der besonderen Belastung durch Reinigungsaufwand nach Haftmittelnutzung) sowie eine Renovierung der alten Sanitäreinrichtungen. Auch hier wird die o.g. Relativität deutlich, denn inzwischen wurde sogar von einer Bauzeit bis zu einem Jahr gesprochen.

Ähnlich verhält es sich mit dem Jahnstadion. Hier müssen ebenfalls umfangreiche und sehr ähnliche Umbauarbeiten im Jahr 2023 vollzogen werden. Für diese Maßnahme ist man allerdings optimistisch es in deutlich kürzerem Zeitraum zu realisieren. Zeit ist eben relativ.

Dazu findet sich ebenfalls in der NGZ ein Artikel und wir werden nicht müde, die Bedeutung von Trainings- und Spielzeit für den Neusser Handballverein e.V. vor allem vor dem Hintergrund der Entwicklung im Handballsport im Allgemeinen zu betonen.

Psychische Corona-Folgen für Kinder und Jugendliche nehmen dramatisch zu – dies ist nahezu wöchentlich in Studien thematisiert und wird in Ausschüssen und Gremien bundesweit mit entsprechender Priorität diskutiert. Es wird Zeit, dass die PS auch mal auf die Strasse gebracht werden und die Bedeutung eines emotional bewegenden Sportbetriebs nicht nur in rechtwinkligen Verordnungen eingepasst und aus eben dieser Perspektive betrachtet wird.

Wir erinnern uns mit Freude an die unglaublkiche Atmosphäre bei unseren Spielen im Hammfeld, bei denen laut vernehmbar von Aktiven und Fans „NHV… NHV… NHV…“ bis auf die Jahnstrasse skandiert wurde. Hunderte von Menschen erfreuen sich an solchen Erlebnissen – die unter anderem auch aufgrund strikter Umsetzung von Coronaschutzmaßnahmen machbar wurden.

Unser Handballsport muss mit Herz und Verstand erlebbar bleiben. Dies dient in einer Zeit, in der leichtfertig über Spaltung in der Gesellschaft in makroskopischer Betrachtung gesprochen wird als Bollwerk und Basis für ein gemeinschaftliches und emotionales Aufrechtsein und dient vor allem einer gesellschaftlichen und auch persönlichen Gesundung.

Martin Eggert, Geschäftsführer NHV

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